Interviews

Interview mit Emily's Pflegestelle

„Emily hat ein tolles Zuhause verdient“
Seit September 2018 engagieren sich Tina und Jörg als Pflegestelle für hopehunter e. V. . Zurzeit lebt die kleine Emily bei ihnen. Im Gespräch erzählen die beiden, was es bedeutet, Pflegestelle zu sein, welche alltäglichen Herausforderungen es gibt und inwiefern Emily jeden Tag ein bisschen vom Ernst des Lebens ablenkt.

„Gib High Five, Emily“. Emily weiß genau, was ihr Pflege-Papa meint. Leicht unbeholfen aber eifrig hebt die Hündin ihre schneeweiße Pfote, die durch das ansonsten eher dunkle Fell auf den ersten Blick wie eine übergezogene Socke aussieht. Geschafft. Zufrieden kaut Emily das Leckerchen, das sie sich so ehrgeizig erarbeitet hat. Dann widmet sie sich schwanzwedelnd dem gelben Ball, der neben ihr liegt und rennt ausgelassen durch den Garten. Die sechs Monate alte Hündin scheint den Frühlingstag in vollen Zügen zu genießen. Ihr kleines Handicap, ein fehlendes Auge, stört sie dabei überhaupt nicht.

„Man muss sich der Aufgabe bewusst sein“
„Mutig, neugierig, kuschelbedürftig und lernbegierig“. So beschreiben Tina und Jörg ihren Pflegehund, der nun seit sechs Wochen bei ihnen lebt. Sechs Wochen voller schöner und lustiger Momente. Aber auch sechs Wochen, die viel Arbeit, ständige Aufmerksamkeit und genügend Konsequenz erfordert haben. „Man muss sich der Aufgabe bewusst sein“, weiß Jörg. Seit September 2018 engagiert sich die Familie als Pflegefamilie für hopehunter e.V.. Emily ist inzwischen der vierte Hund, der bei Tina, Jörg und ihren beiden Kindern vorübergehend ein Zuhause gefunden hat. Wichtig seien vor allem Geduld und Zeit. „Man nimmt immer wieder andere kleine Charaktere auf, darauf muss man sich einlassen. Aber man lernt die Hunde schnell kennen, das geht rucki zucki und macht einfach Spaß“, meint Tina, während sie Emily liebevoll hinter den Ohren krault, die ihre Pflege-Mama nur allzu gerne gewähren lässt.

Leben lernen
Die Aufgabe sei keine geringere, als die Hunde auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten. Da muss dem Hund so einiges klar gemacht werden: Was ist ein geregelter Tagesablauf? Was bedeuten regelmäßige Spaziergänge? Und geht von einer Leine wirklich keinerlei Gefahr aus? Tina kennt die Herausforderungen inzwischen gut: „Die Hunde kommen in das Land und kennen hier nichts. Die Gerüche sind anders, die Geräusche sind anders, die komplette Umgebung ist vollkommen unbekannt. Das ist eine schwierige Situation für sie. Die Tiere müssen erst lernen, hier zu leben“. Natürlich sei das manchmal auch anstrengend. „Aber was gibt es Schöneres, als einem Tier Geborgenheit zu vermitteln?“, fragt Jörg, während er Emily betrachtet, die sich inzwischen entspannt in die Sonne gelegt hat. „Man wird die Welt nicht retten, aber man wird sie für ein Tier besser machen, das sonst keine Chance gehabt hätte“, findet auch Tina und muss bei dem Anblick der Hündin, die sich jetzt auf den Rücken gedreht hat und alle Viere von sich streckt, schmunzeln.

Alles ein großes Abenteuer
„Ein Stück ängstliches Fell“. Jörg kann sich noch gut an seinen ersten Gedanken erinnern, als er Emily zum ersten Mal gesehen hat. Die Hündin sei anfangs schüchtern gewesen. Das habe sich aber sehr schnell gelegt. Inzwischen sei Emily selbstständiger, sehr aufgeschlossen und neugierig.  „Alles scheint ein Abenteuer zu sein. Ob ein Flugzeug am Himmel, fliegende Blätter oder vorbeischwirrende Hummeln, Emily nimmt alles mit großer Neugierde und Begeisterung wahr“. Sie spiele gerne, sei bewegungsfreudig und werde gerne gefordert.

Flausen im Kopf
Natürlich habe die junge Hündin auch noch  Flausen im Kopf. „Wenn sie ganz stolz vor einem herumstolziert, weiß man schon, dass sie wieder einen Schuh geklaut hat. Schnürsenkel findet sie sehr interessant“, erzählt Jörg, kann sich dabei ein Grinsen aber nicht ganz verkneifen. Jeden Tag bringe Emily einen zum Lachen und lenke so ein bisschen vom Ernst des Lebens ab.
Eine große Herausforderung sei die Stubenreinheit gewesen. Emily wisse noch nicht so genau, wie sie sich bemerkbar machen kann. Das funktioniere aber schon immer besser. Nur das Zeitfenster sei oft dann doch noch recht kurz. „Sowas muss trainiert werden”. Solche Herausforderungen gehören zum Alltag mit Hund dazu.

„Rückendeckung ist immer gegeben“
Dabei sei die ständige Erreichbarkeit und die große Anteilnahme der ehrenamtlichen Mitarbeiter von hopehunter e.V. sehr hilfreich. „Wir wissen, da ist immer Rückendeckung. Wir  können uns jederzeit auf den Verein verlassen. Dieses Vertrauen ist für uns sehr wichtig“.

Die Trennungen von den Hunden empfindet die Familie als größte Herausforderung. Hilfreich ist es laut Tina aber, ein Mitspracherecht bei der Vermittlung zu haben. „Ich muss wissen, dass es dem Hund gut gehen wird. Ich muss sehen, wo und mit wem er leben wird und dass er sich dort wohl fühlen kann“. Generell sei es wichtig, als Pflegefamilie die eigenen Wünsche zu artikulieren und ganz offen mit dem Verein zu reden. Hier treffe man immer auf ein offenes Ohr. Mitzuerleben, wie ein Tier ein Zuhause findet, sei dann eine unglaublich schöne Erfahrung. „Es freut uns natürlich, wenn wir hören, dass wir einen tollen Hund herangezogen haben”.

Auch für Emily wünschen sich Tina und Jörg eine Familie, die sich Zeit nimmt, sie kennen und lieben zu lernen. „Es macht Spaß mit ihr, sie ist wirklich perfekt. Emily hat ein tolles Zuhause verdient“
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